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Punktspielgeschehen – Erstmals zwei sächsische Bundesligisten Herren 30 des SV Dresden Mitte 1950
erstmals in Bundesliga Süd am Start
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Freuen sich auf Bundesliga-Tennis im Ostragehege: Die Herren 30 des SV Dresden Mitte 1950 mit
Kamil Kaleta, Marc-Robert Szelig, David Sodek, Martin Stavel, Andreas Petermann und Tom Schin-
nerling (von links). Foto: SV Dresden Mitte 1950
Im Sommer 2024 schlagen erstmals
zwei sächsische Teams in der Bundes-
liga auf. Denn neben den Damen des
TC Blau-Weiß Dresden-Blasewitz, die in
ihre fünfte Bundesligasaison gehen und
bereits große Erfolge feiern konnten,
ist mit den Herren 30 des SV Dresden
Mitte 1950 völlig überraschend auch ein
Senioren-Team dabei. „sachsen tennis“
fragte Marc-Robert Szelig, langjähriger
Mannschaftskapitän und Sportwart sei-
nes Vereins, wie es dazu kam und wie
sein Team die Saison angeht.
Marc, Ihr spielt im Sommer 2024
erstmals in der höchsten deutschen
Spielklasse der Herren 30 und schlagt
in der Bundesliga Süd auf. Wie kam
es dazu? In den letzten beiden Jahren
spielten wir in der Regionalliga Süd-Ost
und konnten jeweils den 2. Platz errin-
gen. Der 2. Platz 2023 war für uns erneut
ein riesiger Erfolg, berechtigt aber in der
Regel nicht zum Aufstieg in die 1. Bun-
desliga. Da sich der Deutsche Meister
TC Pfarrkirchen nach Saisonende 2023
aus der Bundesliga zurückzog, wurde
ein Platz in der Bundesliga Süd frei. Für
diesen Fall sieht die DTB-Wettspielord-
nung ein Nachrückverfahren vor, bei
welchem wir aufgrund unserer Regio-
nalliga-Platzierung der Erste waren.
Viele Teams schrecken vor den höchs-
ten Ligen zurück und verzichten auf
sachsentennis 01/2024
Ihr Aufstiegsrecht. Habt Ihr direkt
zugesagt? Das Angebot des DTB in die 1.
Bundesliga nachzurücken überraschte
uns schon ein wenig. Zwar liebäugelten
wir bereits während der Saison 2023
immer mal wieder, was wäre, wenn wir
mit ganz viel Glück vielleicht doch Erster
werden würden. Das waren aber eher
Spinnereien hinter verschlossenen Tü-
ren. Nach dem Angebot waren wir uns
als Mannschaft innerhalb einer Stunde
einig, dass wir es gern annehmen möch-
ten. Anschließend mussten wir noch ein
paar Rahmenbedingungen und finanzi-
elle Risiken checken, haben aber schluss-
endlich innerhalb eines Tages zugesagt.
Der Reiz sich mit Spielern zu messen,
deren Matches wir früher am Fernseher
verfolgt haben, war einfach zu groß.
Worin unterscheidet sich Euere Sai-
sonvorbereitung, organisatorisch
und sportlich, zu den vergangenen
beiden Regionalliga-Jahren? Die Sai-
sonvorbereitung von Regionalliga zu
Bundesliga unterscheidet sich nicht
grundlegend. Natürlich ist die Bundes-
liga aufgrund ihrer Standards professio-
neller. Es kommen nun hohe Kosten der
Spieltagsdurchführung hinzu, wie z. B.
Schiedsrichterkosten, sowie Investitio-
nen in die Infrastruktur. Deshalb ist der
wichtigste Punkt für einen so kleinen
Verein, wie unseren, die finanzielle Ab-
sicherung der Saison. Das heißt für uns
Spieler Sponsorenakquise, Fördermit-
tel abschöpfen etc.
In der sportlichen Saisonvorbereitung
hört jeder auf seinen eigenen Bauch.
Der eine schiebt eine Trainingseinheit
mehr, der andere vertraut dagegen auf
seine langjährige Erfahrung.
Was habt Ihr Euch für Euer Abenteuer
Bundesliga vorgenommen? Insgesamt
gehen wir ohne große Erwartungen in
die Saison. Das Motto heißt vor allem
Spaß haben, die Matches gegen hoch-
karätige Gegner zu genießen, dabei al-
les geben und Erfahrungen mitnehmen.
Alles andere wäre für uns „Freizeitsport-
ler“ des kleinen SV Dresden Mitte 1950
im Duell mit den größten Clubs Deutsch-
lands und ihren ehemaligen Weltklas-
sespielern illusorisch. Vor allem in den
Heimspielen haben uns die Ansetzun-
gen ganz dicke Brocken beschert. Aber
hey, so wissen nach der Saison viel-
leicht Tommy Haas, Rainer Schüttler,
Benjamin Becker oder Guillermo Garcia
Lopez, wo sich die Tennisanlage des SV
Dresden Mitte 1950 befindet.
Und wer weiß, vielleicht gelingt uns die
große Überraschung. Im Jahr 2025 wird
die Bundesliga der Herren 30 auf acht
Mannschaften aufgestockt, d. h. es gibt
2024 nur einen anstatt zwei Absteiger.
Habt Ihr Euer Team dafür grundle-
gend verändert? Nein, grundlegend
haben wir unser Team nicht verändert.
Wir möchten weitestgehend mit den
Spielern an den Start gehen, welche
den Aufstieg erkämpft haben und schon
seit fast einem Jahrzehnt als Team zu-
sammen spielen. Leider mussten wir
den Abgang unseres langjährigen (2013-
2023) Mannschaftskameraden Vladimir
Reznicek verkraften. Neu im Team sind
der ukrainische Weltranglistenspieler
Yurii Dzhavakian (481 ATP) sowie der
Tscheche Pavel Nejedly.
Für „sachsen tennis“ fragte Antonia Preißler-Szelig.