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Aus den Bezirken – Leipzig 33
100 Jahre Delitzscher Tennisclub
Alle Turnierteilnehmer des Traditionsturniers. Foto: Delitzscher TC 1921
Die Spätsommer-Wochen, -Tage und
-Stunden waren am Delitzscher Wall-
graben eine Zeitreise und Neustart zu-
gleich. Der Verein wurde Ende August
stolze 101 Jahre alt. Ein bemerkens-
wertes Jubiläum also, das in diesem
Sommer endlich gefeiert werden
konnte.
Dazu hatte der Club zwei ereignisreiche
Tennistage geplant, in deren Mittelpunkt
das Traditionsturnier und die Festveran-
staltung standen. Vor mehr als einem
Jahrhundert erblickte der Delitzscher
TC das Licht der Welt und zählt damit
zu den ältesten und prägendsten Sport-
vereinen der Stadt. Er ist somit auch ein
gutes Stück Stadtgeschichte, das von
den Mitgliedern geschrieben wurde. Wer
weiß schon, ob sich die Gründungsväter
um Edgar Schwerin und Hans Reimer-
des, als sie in der Weimarer Republik den
Verein aus der Taufe hoben, vorstellen
konnten, was heute aus ihrem „Kind“
geworden ist. Tennis in Delitzsch ging
in dieser langen Zeit im wahrsten Sinne
des Wortes durch verschiedene Hände,
überstand einen Weltkrieg und erlebte
unterschiedliche politische Systeme. Auf
der Anlage am Delitzscher Wallgraben
duellierten sich Generationen, flogen
ungezählte Filzkugeln über die Netze,
fanden ganz große und ganz kleine Tur-
niere statt. Geprägt wurde alles von den
Menschen, die mit ihrer Leidenschaft
für den Sport den Verein zu einem Le-
bensmittelpunkt gemacht haben. So
sachsentennis 04/2022
war es auch Anfang September als das
Organisationsteam um Präsidentin Pet-
ra Keller ein starkes Event auf die Beine
stellte. Um genau zu sein, begann die
Vorbereitung schon Monate zuvor. Es
galt ein Festprogramm zu erstellen, eine
Location zu finden, Gäste einzuladen
und Sponsoren zu akquirieren, um eini-
ge wichtige Eckpunkte zu nennen, in die
viele Stunden Ehrenamt flossen. Dank
des guten Drahtes zum lokalen Wetter-
gott strahlte an allen Tagen die Sonne
vom Firmament. Zu den Gratulanten
zählten Vereine und Personen, welche
die Geschichte des Vereins miterlebt ha-
ben. So war unter anderem eine kleine
Delegation aus dem tschechischen Ze-
brak zu Gast, mit denen der nordsäch-
sische Verein eine mehr als vierzig Jahre
andauernde Freundschaft pflegt. Die
meisten Gäste reisten bereits am Frei-
tag an und nutzten die Abendstunden
zum Einspielen und zum Small Talk beim
gemütlichen Beisammensein. Am Sonn-
abend galt es für die mehr als fünfzig Teil-
nehmer zeitig aufzustehen und auf zum
Traditionsturnier. Auf die Tennisplätze
ging es nur ganz in Weiß und mit einem
oldschool Holzschläger in der Hand. Ge-
spielt wurde im Doppelformat mit wech-
selnden Partnern. Auch die weißen Bälle
waren für die meisten eine ungewohnte
Herausforderung. Da aber alle geübte
Spieler waren, dauerte die Anpassung
an die historischen Umstände nicht lan-
ge und die Bälle flogen. Erfreulicherwei-
se gingen sehr viele „Youngster“ an den
Start und wer glaubte sie würden mit
den unbekannten Holzschlägern mehr
Schwierigkeiten haben, sah sich schnell
eines Besseren belehrt. So dominierte
die Jugend sowohl die Damen- als auch
die Herrenkonkurrenz. Bei sehr guten
Bedingungen gab es auf den Plätzen
viele Bälle zu sehen, welche mit der im
Doppel nötigen Finesse gespielt wur-
den. Spektakuläre Volleys gehörten
ebenfalls zum gezeigten Repertoire.
Abseits der Courts wurden Freundschaf-
ten gepflegt, in Geschichten von damals
geschwelgt sowie das ein oder andere
Erinnerungsfoto geschossen. Nach fast
sieben Stunden standen die Sieger fest.
Bei den Damen ging der „Jahrhundert-
pokal“ an Eva Nejedla vom TOS Zebrak,
während Georg Passin vom gastgeben-
den Delitzscher TC den Herrenwettbe-
werb gewann. Sowohl Nejedla als auch
Passin blieben über ihre sechs Partien
ungeschlagen. Kaum waren die letz-
ten Bälle gespielt, galt es sich in Schale
zu werfen für die Festveranstaltung im
Oberen Bahnhof Delitzsch. Auch hier er-
lebten die über einhundert Gäste einen
gelungenen Abend. Zu den Highlights
des Abends zählte eine Modenschau in
der Kids, Twens und Oldies eine Zeitreise
durch die Tennismode der Jahrzehnte
präsentierten. Für den Rollatortanz der
älteren Tennisladies wurde sogar eine
Zugabe gefordert, die Hautpreise der
Tombola fanden die Glücklichen, die Eh-
rung der Turniersieger fand statt und die
Tanzbeine wirbelten bis in die Nacht.
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